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Weihnachtsgeschichte Meine Weihnachtsgeschichte

Geschichteneinzel

Meine Weihnachtsgeschichte
Während Nürnberg fast völlig zerstört wurde, blieb die Nachbarstadt Fürth weitgehend vom
Bombenkrieg verschont. Nur unsere Wohnung wurde getroffen und brannte total aus.

Unsere Eltern mit uns vier Buben - Gerd, Helmut, Klaus und Gustl – steckte man zwangsweise zu einer
Akademiker-Familie als Untermieter, die uns von ihrer großen Jugendstil-Wohnung zwei Zimmer zur
Verfügung stellen mussten. Es handelte sich um Räume im hinteren Teil der Wohnung im ersten Stock.

Das kleinere Zimmer war die Wohnküche mit Elektrokocher und Tisch mit Eckbank um den wir Sechs gerade
Platz zum Essen und Arbeiten fanden. Als Kühlschrank diente das Fensterbrett und ein kleiner Sideboard
nahm Geschirr, Besteck und die wenigen Vorräte auf.

Das etwas größere Zimmer diente als Schlafzimmer. An der Fensterfront ein kleines Waschbecken,
zu beiden Seiten je zwei Stockbetten und an der Rückwand befand sich das Ehebett unserer Eltern.
Eine kleine Toilette war am Gang.

Ein Badezimmer durften wir nicht benutzen. Gebadet wurde immer samstags in der Küche in einer großen
Blechwanne die mit heißem Wasser aufgegossen und warm gehalten wurde, bis wir alle Sechs sauber waren.
Zuerst der Vater, dann die vier Kinder und zuletzt durfte sich die Mutter in der Drecksbrühe waschen.

So primitiv hausten wir zehn Jahre lang, bis unser Vater auf Grund seiner Stellung in der Firma eine
angemessene Vierzimmer-Werkswohnung vermietet bekam. Für Ausgebombte gab es keinen Schadensersatz
oder andere finanzielle Hilfen vom Staat. Unsere Eltern mussten sich ganz alleine aus dieser
unmöglichen Situation befreien.

Weihnachten in den 50-ger Jahren ist nicht zu vergleichen mit der Materialschlacht von heute.
Unser Vater organisierte für „Heilig-Abend“ immer einen Christbaum, sogar mit elektrischen Kerzen.
Woher, lässt sich nicht mehr rekonstruieren. Der wurde geschmückt mit Lametta, Glaskugeln und
einer Christbaumspitze. Zur Bescherung erhielt jeder einen Pappteller mit Äpfeln, Orangen, Nüssen und
selbstgebackenen Plätzchen. Ein Christstollen durfte auch nicht fehlen.
Die Pappteller wurden misstrauisch verglichen, damit niemand von uns vier Brüdern mehr als der andere bekam.
Klaus, unser hungrigster, fing immer gleich an zu futtern. Von Spielsachen allerdings war nie die Rede.
Vater packte seine Geige aus und wir alle sangen gemeinsam Weihnachtslieder zum Geläut der
Weihnachtsglocken im Radio. Als wir dann zu Bett gingen, freuten wir uns schon auf morgen,
den obligatorischen Gänsebraten am ersten Weihnachtsfeiertag. Wir alle waren glücklich und ich kann mir nicht
mehr vorstellen, wie unsere Eltern das trotz aller Not gemeistert haben.

Anders war es bei der Akademiker-Familie. Der einzige Sohn der Familie Dr. Popp wurde viel reicher beschert
und jedes Jahr kam vor Weihnachten auch der Nikolaus. Es war kein einfacher Nikolaus,
sondern ein höchst vornehm gebildeter, gekleidet wie im Bilderbuch mit pelzgesäumter roter Kutte,
Zipfelmütze, wallendem weißen Bart und großem Sack. In einer Hand hielt er die Rute und in der anderen
eine große, dicke, goldene Bibel.

Eines Tages vereinbarte unser Vater mit dem Nachbarn, dass der Nikolaus nach der Zeremonie bei
seinem Sohn auch zu uns Kindern kommen sollte.
Unsere Mutter hatte vier kleine Säckchen mit Weihnachtsgaben bereitgestellt. Dann war es so weit:

Der Nikolaus kam mit großem Gepolter und schrillem Glockengeläut den Gang entlang durch die Tür.
Er fragte nach unseren Namen, ob wir auch brav und fleißig gewesen waren und ob wir ein Gebet oder
ein Gedicht vortragen könnten.

„Ja“ riefen wir alle mit Begeisterung und ich, Gerd als Ältester durfte beginnen:

Das Fröschlein
Ein Fröschlein sitzt am Pegnitzstrand
und putzt sein'n Arsch mit Silbersand.
Oh, möge doch mein Herz so rein,
wie dieses Fröschlein's Poppers sein!

Dann kam Helmut:

Da droben auf dem Bergerl, da steht a kloans Haus,
da schauen drei Maderl zum Fenster heraus.
Die eine ist kropfert, die andre hat Lais,
die dritte hat Gelbsucht und wird nimmer weiß!

Der nächste war mein Bruder Klaus:

Ich und du und noch a Bou
ham in'n Wirt sein'n Keller g'schissn,
kommt der Wirt „wer hat's denn dou,
ich und du und noch a Bou!

Zuletzt Gustl unser Jüngster:
Auf der Alm, da hockt a Schwalm,
lässt a Bätzla runter fall'n.
Kommt der Jäger mit sei'm G'wehr,
schießt das Bätzla hin und her!

und weil er gerade dabei war:

Ich bin klein,
mein Herz ist rein,
mein Poppers ist schmutzig -
ach, ist das putzig!

Unsere Mutter war inzwischen kreidebleich und unser Vater verschwand immer mehr hinter dem Küchentisch.

Der vornehme Weihnachtsmann war zutiefst geschockt und brüllte:
„Da hat euer Vater aber das falsche Lehrbuch erwischt! Der sollte sich etwas schämen! Eigentlich habt ihr
keine Geschenke verdient sondern die Rute, aber weil Weihnachten ist, will ich mal nicht so sein!“
Er griff in den Sack verteilte die Gaben, drehte sich um und verschwand eiligst durch die Tür.

Das war der erste und der letzte Nikolaus, der uns besuchte.

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