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Weihnachtsgeschichte Ein Besuch

Geschichteneinzel

Ein Besuch
Lottchen war heute schwer zu ertragen! „Du hast Hummeln im Po“, sagte der Vater.

Es war Heiligabend, nein, es war erst Nachmittag. Lottchen schaute zum ungezählten Mal aus dem Fenster, ob es nicht endlich, endlich dunkel würde. Erst dann würde das Christkind kommen. „Ach“, stöhnte die Kleine enttäuscht, denn es war noch immer hell. Sie bemerkte, dass der Großvater seine Stiefel anzog. „Wohin gehst du?“ „Ich werde jetzt einen Besuch machen“, antwortete der Mann seiner Enkeltochter. „Kann ich mit?“ „Natürlich, wenn du möchtest.“ Lottchens Mutter war heilfroh, als das aufgeregte Kind, warm verpackt, das Haus verließ. Die Kleine sprang wie ein Flummi neben ihrem Großvater her, und Ihr Mund stand keinen Moment still. „Gibt mir mal deine Hand, Wir versuchen es mit einem Gleichschritt. Da kommen wir besser voran.“ Eine kleine Hand schob sich in die große. „Meinst du, das Christkind bringt mir die schöne Puppe mit den Schlafaugen, die ich mir gewünscht habe?“ „Hmm“, brummte es. Das konnte ja heißen, aber es konnte ebenso gut nein bedeuten. Weitere Fragen folgten, doch immer kam darauf nur dieses „Hmm“ als Antwort. Schließlich wurde Lottchen klar, dass ihr Großvater nicht auf Gespräche aus war. Sie verstummte. Sie sprang auch nicht mehr, sondern bemühte sich, ihren kleinen Schritt dem des Großvaters anzupassen.

Sie gingen durch einige Straßen, in denen nur noch wenige Menschen unterwegs waren. Alle schienen es fruchtbar eilig zu haben. Jetzt kam die Kirche in Sicht. Der Großvater steuerte auf den Eingang zu. Innen herrschte  gedämpftes Licht. In den Bankreihen saßen oder knieten Menschen. Lottchen sah, dass viele von ihnen die Lippen bewegten. Es roch in dem großen Kirchenschiff, so wie es sonst nirgendwo roch. Großvater tunkte seinen Zeigefinger in einen Behälter mit Weihwasser an der Wand. Dann bekreuzigte er sich. Er führte das kleine Mädchen zu einer Seite, wo in einer Nische eine Krippe aufgebaut war. Davor kniete er nieder, faltete die Hände und schaute andächtig schweigend auf die Szene vor sich. Lottchen stand unschlüssig neben ihm. Dann ging auch sie auf ihre Knie. Zunächst sah sie einem der Hirten forschend in seine braunen Augen. Dann wanderte ihr Blick an den Tieren entlang, die in dem Stall auf Stroh standen oder lagen und gelangte zu Maria. Sie trug ein wunderschönes, blaues Gewand. Über ihrem langen Haar lag ein Schleier. Sie sah glücklich und zufrieden aus. Ihr gegenüber stand ein Mann mit einem Bart. Lottchen wusste genau, dass dies Josef war. Zwischen beiden befand sich auf dem Boden eine Krippe. Darin lag, nur in ein Tuch gewickelt, das Jesuskind. Er schien mit den Armen zu rudern und mit den kleinen, rundlichen Beinchen zu strampeln. Seine Augen waren weit geöffnet, und sie leuchteten auf eine ganz besondere Art. Je länger Lottchen das Gesicht des Kindes betrachtete, um so mehr war es ihr, als käme aus den Augen auch ein geheimnisvolles Lächeln. Und dieses Lächeln galt offensichtlich ihr ganz allein. Sie wusste nicht warum, aber plötzlich wurde  ihr sanft und fröhlich zumute. Nun hob Lotte ihren Blick zu den beiden mächtigen Engeln, die über der Krippe schwebten und ein breites Band trugen, auf dem etwas geschrieben stand. Über allem strahlte und funkelte unbeschreiblich hell ein großer Stern. Immer wieder kehrten Lottchens Augen zu dem lächelnden Kind in der Krippe zurück. Es war, als ob sie davon magisch angezogen würde.

„Lottchen“, wisperte es neben ihr, „komm, wir wollen jetzt gehen.“ Als sie vor die Tür traten, konnte es das Kind kaum fassen! Es war dämmrig geworden! Wieder im Gleichschritt strebten die beiden ihrem Heim entgegen. Die Laternen streuten ein mildes Licht, und die Straßen waren jetzt menschenleer und still. „Hörst du das auch?, fragte der Großvater mit einem Mal und blieb stehen? „Da ist ein Singen in der Luft.“ „Großvater, das sind die Engel“, flüsterte Lottchen und richtete voller Ehrfurcht ihren Blick zum Himmel, denn In diesem Augenblick musste das Christkind auf dem Weg zur Erde sein.

© Jutta Gornik

Autorin: Jutta Gornik
Veröffentlichung nur mit Genehmigung der Autorin - jgornik@aol.com
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