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Weihnachtsgeschichte Das goldene Ei

Geschichteneinzel

Das goldene Ei
In dem kleinen Land am großen Fluss herrschte Not. Seit der alte König gestorben war, wurden aus den Untertanen immer höhere Steuern gepresst. Der Hunger ging um, während der neue Herrscher im Schloss sich der Prunksucht hingab. Im Gegensatz zu seinem gütigen und weise regierenden Vater war der Sohn ein egoistischer Mann mit kaltem Herzen. Er führte ein hartes Regiment und ließ sich von den Bittgesuchen seiner verzweifelten Bürger nicht rühren. Selbst seine engsten Familienangehörigen hatten zu leiden. Oft hörte man den jungen König mit seiner schönen Gemahlin zetern. Sogar den kleinen Prinzen schalt er mit seiner fürchterlich donnernden Stimme, ja, er drohte dem Kleinen sogar Schläge an. Die Dienerschaft fürchtete sich vor dem Potentaten und wusste von entsetzlichen Strafen zu berichten, die jene trafen, die nicht pünktlich ihre Abgaben lieferten. Dabei war den Bauern selbst kaum mehr etwas zu essen geblieben. Im Sommer hatte eine Dürre die Ernte zu einem großen Teil vernichtet, so dass im ganzen Land lange schon Schmalhans Küchenmeister   war.
Es ging auf Weihnachten zu. Während sich im Schloss der Adel zu Gelagen am Kaminfeuer versammelte, durchforsteten die Landeskinder die Wälder auf der Suche nach Bruchholz, damit wenigstens bei der bitteren Kälte  hin und wieder in den Häusern der Ofen geheizt werden konnte. Nachts schickten die Bauersfrauen ihre Kinder zum Schlafen in die Ställe, wo die Wärme der Tiere die Kleinen vor dem bitteren Frost schützte. Mit Sorge sahen alle das Fest herannahen. Was sollten die Hausfrauen ihren Familien auftischen? Und an Geschenke war nicht einmal im Traum zu denken!
In diesen Tagen der großen Not geschah es, dass der kleine Sohn des Besenbinders im Hühnerstall etwas Blitzendes im Stroh entdeckte. „Mama, Papa, kommt schnell!“, rief er aufgeregt, während er aus dem Stroh ein goldenes Ei hob. Schneller als die Eltern, die ihr Kind in Gefahr glaubten, war die neugierige Nachbarin zur Stelle. Sie linste  durch eine Luke in der Stallwand und entdeckte den Jungen im Dämmerlicht. Der hielt, die Frau traute ihren Augen kaum, ein goldenes Ei in den Händen.
Als die Eltern sahen, was ihr Kind gefunden hatte, versteckten sie den Schatz eilig unter der Wäsche in einer großen Truhe und sagten dem Sohn, er solle niemandem, aber wirklich auch niemandem, etwas von dem Ei verraten. Doch die gleichermaßen neugierige wie tratschsüchtige Nachbarin hatte längst von dem Fund in Besenbinders Hühnerstall herum erzählt. Daher kam die Geschichte auch dem bösen König zu Ohren. Sogleich schickte er seine Häscher aus. Die sollten das goldene Ei holen. Mit gezogenen Bajonetten stürmten die Männer des Herrschers in die armselige Stube des Besenbinders und forderten die Herausgabe des Goldschatzes. Verzweifelt versuchte die Besenbinderleute ihr Glück mit Leugnen und Betteln. Nichts half. Als die Häscher sich anschickten, den Besenbinder in Fesseln zu legen, um ihn ins Schloss mit zu nehmen, wo der König über ihn richten würde, stürzte die Besenbinderfrau jammernd zu der Wäschetruhe, um dort das goldene Ei hervor zu holen. Als sie es einem der Männer reichen wollte, zitterten ihre Hände vor Furcht aber so sehr, dass ihr das kostbare Ei entglitt, zu Boden fiel. Es zerbrach, und dabei erhob sich ein leiser klingender Ton, der anschwoll und immer mächtiger wurde. Er drang durch alle Ritzen des Hauses, durch den Schornstein hinaus und zog über das ganze Land. Allen, die das Klingen vernahmen, wurde es seltsam weich ums Herz. Sogleich ließen die Menschen die Arbeit ruhen und umarmten einander in Herzlichkeit. Der wundersame Ton stieg auch hinauf ins Schloss. bis hinein in die Ohren des Königs. Der garstige Mann, der gerade dabei war, den kleinen Prinzen wieder einmal arg zu schelten, verstummte mitten im Satz und blickte plötzlich seinen kleinen Sohn erst freundlich, dann liebevoll an. Denn wie von Ferne vernahm der hartherzige Mann nicht nur den seltsamen Ton, sondern auch eine  liebliche Weise. Er hatte dieser Musik früher einmal, als er noch ein Kind war, gemeinsam mit seinen Eltern und der gesamten, versammelten Dienerschar in dem herrlich geschmückten Weihnachtszimmer gelauscht. Seiner Mutter zärtliche Hand meinte der hartherzige Monarch jetzt warm und liebkosend auf seinem Scheitel zu spüren. Da kam dem Mann mit einem Mal ein wehes Gefühl in die Brust und Tränen traten in seine Augen.
Ihr werdet es nicht glauben! Wenig später ließ der König durch seine Herolde im ganzen Land verkünden, es werde in diesem Jahr Weihnachten gefeiert wie in alten Zeiten. Viele Wagen, hoch mit Lebensmittel beladen, fuhren von den herrschaftlichen Vorratskammern aus in das ganze Reich, wo die Güter überall verteilt wurden. Am Heiligabend erstrahlte das Schloss in festlichem Glanz. Alle Tore waren einladend weit geöffnet. So kam es, dass viele Bürger in der Heiligen Nacht mit Laternen den Schlossweg hinaufstiegen, um ihrer Königsfamilie eine gesegnete Weihnacht zu wünschen, so wie sie es früher, als der alte König noch lebte, immer getan hatten.


Autorin: Jutta Gornik
Veröffentlichung nur mit Genehmigung der Autorin - jgornik@aol.com
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